Mitleben, Mitbeten, Mitarbeiten
Incoming

Incoming

Seit 1997 senden die Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel junge Menschen für ihren besonderen Dienst von Deutschland aus ins Ausland aus. Seit 2017 gibt es diesen Austausch auch umgekehrt, indem junge Menschen aus Brasilien, Bolivien und Mosambik ein Jahr nach Deutschland kommen.

Das Ziel des MaZ-Einsatzes besteht unter anderem darin, die interkulturellen Kompetenzen junger Menschen und den Dialog zu fördern sowie ein Bewusstsein für globale Problemlagen zu schaffen. Dies ist auch ein Anliegen der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel, die den Dialog zwischen dem globalen Norden und dem globalen Süden fördern wollen. Den wesentlichen Herausforderungen der Zukunft – Globalisierung, Wahrung von Menschenrechten, Folgen des Klimawandels – wird man sich nur in internationaler Zusammenarbeit stellen können. Umso wichtiger ist es, dass sich Menschen aus diesen Ländern und Kulturkreisen begegnen, sich kennen und voneinander lernen.

Die Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel laden für das Incoming Menschen junge Menschen zwischen 18 und 28 Jahren aus Brasilien und Bolivien ein. Sie können sich bei den Schwestern in ihrem Heimatland bewerben. Vorgestellt wird das Angebot vor Ort. Die eigenständigen Ordensprovinzen in Brasilien und Bolivien sind somit die Entsendeorganisationen. Das Generalat der Ordensgemeinschaft ist die aufnehmende Organisation.

Die jungen Menschen sind angehalten, möglichst schon vor ihrer Ausreise Deutsch zu lernen. In Kursen werden sie auf das Auslandsjahr vorbereitet. In Deutschland absolvieren sie dann außerdem ein weiteres Einführungsseminar und einen Deutsch-Intensivkurs.

Genau wie die Outgoer, die aus Deutschland zu einem Freiwilligendienst in andere Länder aufbrechen, arbeiten sie an ihren Einsatzplätzen in sozialen Einrichtungen ein Jahr lang ehrenamtlich mit. Dabei unterstützen sie die hauptberuflichen Kräfte, ohne hauptberufliche Arbeit zu ersetzen.

Eine Unterkunft wird ihnen gestellt. Für die Selbstversorgung erhalten sie eine Pauschale. Darüber hinaus bekommen sie ein Taschengeld. Der Freiwilligendienst „Mitleben auf Zeit“ ist von der Gütegemeinschaft Internationaler Freiwilligendienst e.V. zertifiziert und vom Bundeministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung anerkannt. Das finanziert diesen Dienst über das Bundesprogramm „weltwärts“ wesentlich mit.

Ansprechpartner/innen am Arbeitsplatz, in der Ordensgemeinschaft und im MaZ-Büro begleiten die Freiwilligendienst-Leistenden, helfen ihnen – wenn erforderlich – bei Antragstellungen oder Arztbesuchen. „Mitleben auf Zeit“ bedeutet, dass die jungen Menschen um sich herum ein Netzwerk erfahren, aber auch eigene Netzwerke aufbauen.

Einsatzstellen

Derzeit gibt es für die Freiwilligen aus diesen Ländern vier Einsatzstellen in Heilbad Heiligenstadt.

+ Katholischer Kindergarten St. Gerhard

Der katholische Kindergarten St. Gerhard ist eine Einrichtung der katholischen Pfarrgemeinde St. Gerhard in Heilbad Heiligenstadt. 1981 als sogenannte „Kinderkombination“ erbaut, erfolgte 1992 der Wechsel in die Trägerschaft der Pfarrgemeinde. 2003 wurde das Haus grundlegend saniert, 2011 kam die Kinderkrippe dazu. Die Krippe beherbergt die ein- bis zweijährigen Kinder. Darüber hinaus gibt es zwei Gruppen für Zwei- bis Dreijährige und sechs altersgemischte Gruppen für Drei- bis Sechsjährige. Insgesamt besuchen den Kindergarten knapp 150 Kinder. Dort arbeiten 23 pädagogische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Die Ausrichtung orientiert sich am christlichen Menschenbild. Jedes Kind wird in seiner Einzigartigkeit angenommen, wie es ist. Ein zentraler Bezugspunkt ist dabei die Partizipation. Die Kinder werden in alle Entscheidungsprozesse einbezogen, die das Zusammenleben betreffen. So lernen die Kinder Lösungen auszuhandeln und Verantwortung zu übernehmen.

Einsatzstelle der/des Freiwilligen:

Der/die Freiwillige arbeitet mit zwei Erzieherinnen in einer der beiden Gruppen mit den zwei- bis dreijährigen Kindern. In dieser Lebensphase lernen die Kinder selbstständig zu werden, beispielsweise, indem sie sich selbst an- und ausziehen. Gleichzeitig erfolgt die Entwöhnung vom Schnuller und von der Windel. Der Spracherwerb hat eine zentrale Bedeutung. In diesen Gruppen sind maximal zehn Kinder.

+ Raphael Gesellschaft – Wohnheim Haus Michael

Von ambulantem Wohnen bis hin zur 24-Stunden-Betreuung in einer stationären Einrichtung – die Raphael Gesellschaft bietet verschiedene Formen der Unterstützung für geistig behinderte und psychisch erkrankte Menschen. Dazu gehört auch das Wohnheim Haus Michael mit 40 Bewohnerinnen und Bewohnern, worunter sich zwölf Senioren befinden. Sie erhalten hier nicht nur die notwendige Pflege, sondern auch Arbeits- und Beschäftigungsmöglichkeiten, die möglichst bedarfsgerecht ihren Wünschen und Fähigkeiten entsprechen.

Gemäß dem Motto „Sehen und Handeln“ will die Raphael Gesellschaft in ihrem Heim mit verschiedenen Aktivitäten die Lebensqualität der Bewohner erhalten und idealerweise verbessern. Wer ein großes Stück an Selbstständigkeit und Orientierungsvermögen besitzt, nutzt die angebotene Rundumbetreuung nur so weit, wie er bzw. sie das möchte.

Einsatzstelle der/des Freiwilligen:

Der/die Freiwillige arbeitet vor allem bei der Betreuung der Seniorinnen und Senioren in dem Wohnheim mit. In der Frühschicht hilft er/sie den Bewohnerinnen und Bewohnern beim Start in den Tag: vom Aufstehen über die Morgentoilette bis zum Frühstück. Teilweise werden die jüngeren (arbeitsfähigen) Bewoher/innen anschließend zu den Eichsfelder Werkstätten – ebenfalls in Trägerschaft der Raphael Gesellschaft – begleitet.

Für die Seniorinnen und Senioren gibt es dann im Wohnheim verschiedene Beschäftigungsmöglichkeiten. Dazu gehören Spielen, Basteln oder Gymnastik. Auch dabei bringt sich der/die Freiwillige ein. Nach dem Mittagessen endet die Frühschicht. Zur Spätschicht gehören die Angebote am Nachmittag, die Abendgestaltung und das Zu-Bett-gehen, einschließlich der Waschhygiene.

+ Raphael Gesellschaft – Eichsfelder Werkstätten

Die Eichsfelder Werkstätten der Raphael Gesellschaft bieten ein breites Portfolio von Tätigkeiten für Menschen mit verschiedenen körperlichen, geistigen oder psychischen Einschränkungen an: vom Gravieren oder Schweißen über das Verpacken und die Möbelproduktion bis hin zum Töpfern und Kerzen ziehen. Diese Werkstätten gelten als verlässliche Partner für Industrie und Handel. Dabei soll jede/r Beschäftigte möglichst an der Stelle eingesetzt werden, die ihren/seinen Interessen und Fähigkeiten entspricht.

Insgesamt arbeiten in den Werkstätten einschließlich der Zweigstellen im Eichsfeld 80 pädagogische und haustechnische Mitarbeiter/innen. Sie beschäftigen hier 338 Menschen mit unterschiedlichsten Einschränkungen.

Einsatzstelle der/des Freiwilligen:

Der/die Freiwillige arbeitet am Standort Heilbad Heiligenstadt im sogenannten Kreativbereich. Dazu gehören die Aufwertung von Kleidungsstücken, die als Ausschussware von verschiedenen Herstellern angeliefert werden, die Keramikwerkstatt und das Auslasern von Holz, etwa für Schwibbögen. Hier gibt es unterschiedliche Einsatzmöglichkeiten innerhalb der Teams, die diese Arbeiten gut organisiert in fester Reihenfolge ausführen. Der/die Freiwillige ist Teil dieser Teams. Unter Aufsicht der hauptberuflichen pädagogischen Fachkräfte hilft er auch dabei mit, die anderen Beschäftigten anzuleiten. Dabei hat er/sie feste Arbeitszeiten.

+ Villa Lampe

Die Villa Lampe ist eine offene Jugendeinrichtung in Trägerschaft der Salesianer Don Boscos und des Bistums Erfurt. Sie besteht seit über 30 Jahren und liegt zentral in Heilbad Heiligenstadt.

Als anerkannter freier Träger der Jugendhilfe leistet die Villa Lampe integrativ offene Jugendarbeit in enger Verbindung mit verschiedenen Formen der Jugendsozialarbeit, unterschiedlichen Elementen der Erziehungshilfe, des Kinder- und Jugendschutzdienstes sowie der Migrationsarbeit. Zum ständigen Angebot gehören beispielsweise der Cafébetrieb, Sport- und Spielabende, die Kletterhalle oder der Bandkeller.

Als Ziel definiert die Einrichtung, sich auf die schwierigen Lebenssituationen und individuellen Erfahrungen von Jugendlichen einzustellen und eine persönliche Beziehung zu ihnen aufbauen sowie ihnen in schwierigen Situationen zur Seite zu stehen. Insgesamt arbeiten in der Villa Lampe mit ihren Zweigstellen 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus unterschiedlichen Bereichen.

Eine dieser Zweigstellen ist der offene Treff „auf dem Liethen“, einem Stadtteil mit Plattenbauten, in dem viele Nationen zusammenleben.

Einsatzstelle des Freiwilligen:

Der/die Freiwillige arbeitet in enger Abstimmung mit den pädagogischen Fachkräften im Bereich der offenen Jugendarbeit mit. Dies kann sowohl in der Villa Lampe als auch in der sogenannten „kleinen Villa“ im Stadtteil Liethen sein. Dabei bringt sich der bzw. die Freiwillige nach eigenen Fähigkeiten ein, knüpft Kontakte zu den Jugendlichen beim Sport, beim Spiel oder bei der Musik. Gerade vor dem Hintergrund eines gelingenden multikulturellen Zusammenlebens kann der/die Freiwillige aus dem Globalen Süden hierbei eigene Lebenserfahrungen sowie Beobachtungen einbringen und dazu beitragen, dass junge Menschen voneinander lernen, wie es dem Konzept des Freiwilligendienstes „Mitleben auf Zeit“ entspricht.

Die Arbeitszeiten beginnen meist mittags (wenn die Jugendlichen nach der Schule in die Einrichtungen kommen) und endet in den Abendstunden.